Unterrichtsausfall – Regel statt Ausnahme?
Große Anfrage der FDP.
Meldungen über Unterrichtsausfall aufgrund von akutem Personalmangel finden sich in Bremen immer häufiger in den Nachrichten. Plötzliche Unterrichtsausfälle erschweren Eltern die Wochenplanung. Darüber hinaus behindern sie Schülerinnen und Schüler beim kontinuierlichen Lernen und Erreichen der Bildungsziele.
In der Presse wird u.a. von tageweisem Unterrichtsausfall an Bremer Grundschulen berichtet. Einzelne Förderschulen haben den Ganztagsunterricht an einzelnen Tagen gekürzt oder gar vorübergehend auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt.
Im Weser-Kurier vom 18. April 2024 wird in einem Artikel mit dem Titel „Seit Februar kein Matheunterricht“ zum wiederholten Male auf den massiven Lehrkräftemangel an Grundschulen hingewiesen. Zu Beginn des aktuellen Schuljahres 2023/24 fehlten laut Bildungsbehörde ganze 156 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen. Der spürbare Lehrkräftemangel spiegelt sich auch in der behördlichen Statistik wider, denn im vergangenen Schuljahr fielen in Bremen 3,7% und in Bremerhaven 4,2% des Unterrichts an allgemeinbildenden Schulen aus. Eltern und Schülerinnen und Schüler berichteten in der Vergangenheit jedoch, dass dieser deutlich höher sei. Dies könnte u.a. daran liegen, dass Lehrkräfte nicht selten zwei Klassen gleichzeitig betreuen und dies in der behördlichen Statistik nicht als Ausfall dargestellt wird.
Dabei sollte der Fokus im Land Bremen besonders auf der Bildung unserer Kinder und Jugendlichen liegen. Dafür braucht es neben Investitionen in Lehrkräfte sowie in Schulgebäude, ein realistisches Bild der Verlässlichkeit des Unterrichtsgeschehens.
Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat:
- Inwiefern wird erteilter und ausgefallener Unterricht derzeit lückenlos erfasst?
- Inwiefern plant die Senatorin für Kinder und Bildung, diesen in Zukunft lückenlos zu erfassen?
- Inwiefern finden Unterrichtsstunden, in denen Schülerinnen und Schüler im Selbststudium lernen sollen, Niederschlag in den Statistiken „Abwesenheit von Lehrkräften, Vertretung und Unterrichtsausfall in den öffentlichen Schulen der Stadt Bremen“ und „Abwesenheit von Lehrkräften, Vertretung und Unterrichtsausfall in den öffentlichen Schulen der Stadt Bremerhaven“?
- An wie vielen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen fiel der Unterricht in den letzten zwölf Monaten tageweise aus, um welche Schulen handelt es sich konkret und welche Gründe lagen vor? (Bitte prozentuell angeben, wie viele Schulen betroffen sind)
- An wie vielen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen können die Schülerinnen und Schüler derzeit lediglich an vier Tagen pro Woche beschult werden, um welche handelt es sich konkret, und welche Gründe lagen vor? (Bitte prozentuell angeben, wie viele Schulen betroffen sind)
- An wie vielen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen konnten die Schülerinnen und Schüler in den letzten zwölf Monaten (zeitweise) lediglich an vier Tagen pro Woche beschult werden, um welche handelt es sich konkret, und welche Gründe lagen vor? (Bitte prozentuell angeben, wie viele Schulen betroffen sind)
- Inwiefern ist bekannt, welche Unterrichtsfächer an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen, in denen der Unterricht in den letzten zwölf Monaten tageweise ausfiel oder an denen die Schülerinnen und Schüler in den letzten zwölf Monaten (zeitweise) lediglich an vier Tagen pro Woche beschult werden konnten, ausfielen? (Falls bekannt, bitte angeben)
- Wie viele Unterrichtsstunden fielen in den vergangenen zwei Jahren insgesamt aus und um welche Unterrichtsfächer handelt es sich? (Bitte aufschlüsseln nach Fächern und Jahr.)
- Inwiefern hängt der Versorgungsgrad der Schulen mit den Unterrichtsausfällen an den Schulen zusammen? (Bitte aufschlüsseln nach Standorten.)
- Inwiefern werden Vertretungen durch fachfremde Lehrkräfte in der Unterrichtsausfallstatistik berücksichtigt und wenn nein, wieso nicht?
- Aus welchen Gründen wird in der Unterrichtsausfallstatistik nicht zwischen Vertretungsstunden unterschieden, die fachfremd von Lehrkräften übernommen wurden und Vertretungsstunden, die von in dem jeweiligen Fach ausgebildeten Lehrkräften vertreten wurden?
- Plant der Senat, zukünftig in der Unterrichtsausfallstatistik zwischen Vertretungsstunden, die fachfremd von Lehrkräften übernommen wurden und Vertretungsstunden, die von in dem jeweiligen Fach ausgebildeten Lehrkräften vertreten wurden, zu unterscheiden?
- Inwiefern werden Vertretungen durch Lehrkräfte, die gleichzeitig eine weitere Klasse unterrichten in der Unterrichtsausfallstatistik berücksichtigt und wenn nein, wieso nicht?
- Inwiefern wird evaluiert, aus welchen Gründen die Unterrichtsausfälle zu Stande kommen und welche Gründe liegen konkret vor?
- Wie wirkt die Senatorin für Kinder und Bildung dem Lehrkräftemangel an den Förderschulen und Grundschulen im Land Bremen entgegen, sodass kein Unterricht, wie an der Paul-Goldschmidt-Schule über mehrere Monate donnerstags, mehr tageweise ausfällt?
- Inwiefern werden Langzeiterkrankungen und unbesetzte Lehrerstellen in der Unterrichtsausfallstatistik ausgewiesen und wenn nein, wieso nicht?
- Inwiefern und mit Hilfe welcher Maßnahmen plant der Senat, den Arbeitsplatz Schule attraktiver zu gestalten, damit Unterrichtsaufällen u.a. aufgrund psychischer Erkrankungen der Lehrkräfte präventiv entgegengewirkt werden kann?
- Inwiefern werden präventive Maßnahmen eingesetzt, um Unterrichtsausfälle bestmöglich zu vermeiden und um welche Maßnahmen handelt es sich konkret?