Bremens Kinderbetreuungszeiten flexibel und verlässlich gestalten
Antrag der Fraktion der FDP.
Berufstätigkeit und Familie in Einklang zu bringen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Insbesondere da es in vielen Branchen aufgrund von Schicht- sowie Sonn- und Feiertagsarbeit zu einer Entgrenzung der Arbeitszeit kommt, die mit den derzeitigen Kinderbetreuungsangeboten nicht kompatibel ist.
Eine flexible und verlässliche Kinderbetreuung ist allerdings für den Fortbestand oder die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit der Eltern – vor allem für alleinerziehende Elternteile – vielfach von entscheidender Bedeutung.
Besonders in Bremen, wo es überdurchschnittlich viele Alleinerziehende gibt, die aufgrund unterbrochener Erwerbsbiografien und hoher Teilzeitquoten von Armut bedroht sind, werden passgenaue Betreuungsangebote für Kinder benötigt.
Diese Entwicklung müssen vor allem die Kinderbetreuungsanbieter berücksichtigen und zur Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienleben bedarfsgerechte Angebote außerhalb der üblichen Öffnungszeiten von Kindertageseinrichtungen vorhalten. Einen bedeutenden Beitrag kann dabei die Kindertagespflege leisten, die eine zeitlich flexible Betreuung im familiären Rahmen ermöglicht.
Um den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Januar 2016 das Modellprojekt „KitaPlus“ aufgelegt, mit dem Betreuungsangebote für Eltern und Kinder mit besonderen Bedürfnissen und familiär bedingten besonderen Organisationsformen geschaffen werden sollen. Zielgruppe sind in erster Linie Alleinerziehende und Schichtdienstbeschäftigte sowie Berufsgruppen, deren Arbeitszeiten zu Tagesrandzeiten und am Wochenende liegen. Es soll dabei nicht um eine Erweiterung des zeitlichen Umfangs der Fremdbetreuung, sondern um eine auf die Bedürfnisse der Eltern angepasste und am Kindeswohl ausgerichtete Betreuung gehen.
Die Bürgerschaft (Stadtbürgerschaft) möge beschließen:
Die Bürgerschaft (Stadtbürgerschaft) fordert den Senat auf,
- trägerübergreifend Angebotsstrukturen und -umfang der Betreuungszeiten sowohl in Kindertageseinrichtungen als auch in der Kindertagespflege festzuhalten, zu untersuchen und dabei auch erfolgreiche Umsetzungsbeispiele einzelner Einrichtungen zu dokumentieren.
- zukünftig nicht realisierte Betreuungswünsche trägerübergreifend zuerfassen.
- den tatsächlichen Bedarf verlässlicher Betreuungsangebote in den Rand- und Ferienzeiten sowie am Wochenende und in Notfallsituationen zu ermitteln und dabei auch aktuelle Daten, in welchem Umfang sich Eltern eine Veränderung des Betreuungsumfangs wünschen, zu berücksichtigen.
- zur Erweiterung des Angebotes flexibler Betreuungszeiten in Abstimmung mit Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen praktikable Umsetzungsmodelle zu entwickeln und die Tagespflege dabei als ergänzende und gleichberechtigte Betreuungsform in guter Qualität zu etablieren.
- in den Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen für das Bundesprogramm „KitaPlus“ zu werben und Interessenten im Förderverfahren zu unterstützen.
- der Bürgerschaft (Stadtbürgerschaft) binnen sechs Monaten nach Beschlussfassung über den Sachstand zu berichten.
Julie Kohlrausch, Dr. Magnus Buhlert, Lencke Steiner und Fraktion der FDP