Werkstätten an Bremer Bildungseinrichtungen – Teil der handwerklichen Berufsorientierung im Land Bremen?

Kleine Anfrage der Fraktion der FDP. Im Jahr 2013 gab es in Deutschland erstmals mehr Jugendliche, die sich für eine akademische Ausbildung anstelle einer dualen Berufsausbildung entschieden haben (Berufsausbildungsbericht 2014 des BMBF, 47f.). Pointiert wird hier die rückläufige Bedeutung der (dualen) Berufsausbildung zugunsten einer akademischen Ausbildung sichtbar. Seither entspannt sich der bildungspolitische Diskurs zwischen dem sog. „Akademisierungswahn“ (J. Nida-Rümelin, Der Akademisierungswahn. Zur Krise beruflicher und akademischer Bildung (2013)) und den Forderungen nach einer Steigerung der Studierendenquoten, um im internationalen Vergleich aufzuschließen, wobei diese aus soziologischer Sicht mit einer positiv konnotierten Bildungsexpansion assoziiert wird. Ob diese Entwicklung notwendigerweise eine Verbesserung der Chancengleichheit in Abhängigkeit von der sozialen Herkunft impliziert, ist dabei wissenschaftliche umstritten. Gleichzeitig stellt der lang prognostizierte und sich aktuell manifestierende Fachkräftemangel in allen handwerklichen Qualifikationsbereichen. Waren viele Jahrzehnte durch den Mangel an Ausbildungsplätzen geprägt, steht die heutige Lage am Ausbildungsmarkt der historischen Situation diametral entgegen – heute stehen eine Vielzahl von (dualen) Ausbildungsplätzen offen. Diese Veränderungen führen zu größeren Wahlmöglichkeiten bei der beruflichen Orientierung, denen gleichzeitig in der Phase der schulischen Ausbildung Rechnung getragen werden muss.

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat:

  1. Welche Grundschulen im Land sind mit Werkstätten oder Werkstattbereichen ausgestattet, um sie für den handwerklichen Unterricht und damit auch für eine nachhaltige Berufsorientierung zu nutzen?
  2. Welche weiterführenden Schulen im Land sind mit Werkstätten oder Werkstattbereichen ausgestattet, um sie für den handwerklichen Unterricht und damit auch für eine nachhaltige Berufsorientierung zu nutzen?
  3. Welche Gymnasien im Land sind mit Werkstätten oder Werkstattbereichen ausgestattet, um sie für den handwerklichen Unterricht und damit auch für eine nachhaltige Berufsorientierung zu nutzen?
  4. Welche Grundschulen im Land sind mit einer Küche ausgestattet, die für den Ernährungs- und Kochunterricht genutzt werden kann und damit auch für eine nachhaltige Berufsorientierung?
  5. Welche weiterführenden Schulen im Land sind mit einer Küche ausgestattet, die für den Ernährungs- und Kochunterricht genutzt werden kann und damit auch für eine nachhaltige Berufsorientierung?
  6. Welche Gymnasien im Land sind mit einer Küche ausgestattet, die für den Ernährungs- und Kochunterricht genutzt werden kann und damit auch für eine nachhaltige Berufsorientierung?
  7. Wie sind die Werkstätten jeweils ausgestattet und welche Gewerke können von den Kindern und Jugendlichen dort jeweils erprobt werden?
  8. Plant der Senat in den Schulen auch digitale/elektronische Werkstätten einzurichten, um auch Basiskompetenzen in diesen Bereichen in das Werkstattportfolie aufzunehmen und wenn ja, an welchen Standorten?
  9. Welche Fachcurricula greifen auf die vorhandenen Werkstätten zurück und wie hoch ist der praxisorientierte Anteil in diesen Fächern jeweils?
  10. Welche Schulen haben Werkstattleitungen (oder vergleichbare Funktionsstellen) und wo wird diese Funktion von Lehrkräften übernommen?
  11. Welche Qualifizierung brauchen Lehrkräfte, um die Unterrichtsanteile in den Werkstätten anbieten zu können und welche Voraussetzungen sind für den Quereinstieg notwendig, um Fachunterricht in den Werkstätten anbieten zu können?
  12. Bleiben Werkstätten ungenutzt, weil kein Fachpersonal zur Verfügung steht, um sie qualifiziert zu nutzen – wenn ja, welche und jeweils wie lange schon.
  13. Verfügen die Schulen mit Werkstätten jeweils über einen eigenen Etat, um diese sinnvoll auszustatten und wenn ja, wie hoch ist dieser jeweils und über welche Kostenstelle wird er im Haushaltsplan abgebildet?
  14. Gibt es aktuell Pläne des Senats, auch im Zuge des Ganztagsausbaus, neue Werkstätten zu schaffen bzw. bestehende auszubauen – wenn ja, an welchen Standorten, wenn nein, warum nicht?
  15. Inwieweit werden die vorhandenen Werkstätten auch im Rahmen der Berufsorientierung eingebunden und wenn ja, mit welchem Personal?
  16. Welche lokalen Kooperationen mit Partnern des Handwerks bestehen, die vorhandenen Werkstätten in die Berufsorientierung einzubinden und welche konkreten Pläne bestehen für die nähere Zukunft, derartige Kooperation zu stärken?