Gute Ideen sind vorhanden. Lasst sie uns umsetzen.

Positionspapier: Neue Chancen für die Innenstadt eröffnen!

Bremen ist nicht nur von seiner Größe, sondern auch von seiner Bedeutung einer der wichtigsten Ballungsräume Norddeutschlands. Unsere Innenstadt ist zentraler Einzelhandelsstandort und zugleich attraktiver Erlebnis-, Arbeits- und Wohnort.

Unsere Innenstadt…

Mit dem Weltkulturerbe Rathaus und Roland sowie den historischen Bauten, den Wallanlagen, der Schlachte, dem Dom und den weiteren Kirchen, Museen sowie dem Schnoor und der Böttcherstraße ist die Innenstadt Anziehungsort für Touristen und Einheimische zugleich. Zudem ist sie wichtiger Knotenpunkt für den ÖPNV, den Individualverkehr sowie für Fußgänger.

aufwerten und entwickeln.

Damit das so bleibt, ist eine Aufwertung der Innenstadt überfällig. Wir brauchen deutlich mehr attraktive Einzelhandelsflächen und eine Fußgängerzone, die zu einem Rundgang einlädt. Obern- und Sögestraße sind bis heute nicht in ein Gesamtkonzept eingebunden, das Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis bietet.

Insbesondere die jüngsten Abwanderungen von Handelsketten aus der Innenstadt müssen gestoppt und weitere Leerstände verhindert werden. Hier gilt es, auch private Investoren zu gewinnen, für deren Engagement wir viel tun sollten. Dabei sollte sich die Verwaltung in Sachen Auflagen und Bedingungen hanseatische Zurückhaltung auferlegen.

transparent finanzieren.

Inakzeptabel ist es, wenn die Stadt über die BREPARK und/oder andere Gesellschaften die Gestaltung der Innenstadt quersubventioniert oder gar selbst umsetzen will.

Jeder hat seine definierten Aufgaben: Die Wirtschaft macht Wirtschaft, nicht der Staat. Entsprechend sollte Bremen das, was es zur künftigen Infrastruktur beisteuert, klar und transparent über den Haushalt finanzieren.

 

mit den notwendigen politischen Weichenstellungen voranbringen.

Unser Ziel ist es, die Innenstadt in ihren vielfältigen Funktionen zu stärken und konzeptionell weiterzuentwickeln. Nach dem Scheitern des CityCenters und der Sperrung des Walls sowie der ebenfalls gescheiterten und inzwischen revidierten Einbahnstraßenregelung stellt sich verstärkt die Frage nach geeigneten Maßnahmen, um dies zu erreichen.

Dafür ist es unerlässlich, zügig die Kosten der vorgeschlagenen Maßnahmen zur Innenstadtentwicklung zu ermitteln und Machbarkeitsstudien durchzuführen. Denn nur mit vorliegenden, aktuellen Kostenrechnungen und volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Analysen kann eine fundierte Entscheidung über Fragen, wie eine Straßenbahnverlegung, die Schaffung von Parkraum unter dem Wall, eine unterirdische Anbindung von Parkhäusern oder die Untertunnelung der Brill-Kreuzung, getroffen werden.

Neben der Attraktivierung der Innenstadt für den Einzelhandel und Touristen gilt es, mehr Wohnen in der Innenstadt zu ermöglichen. Dafür sind Wohnungen neu zu bauen und ggf. leer stehende Büroräume umzuwidmen.

Für einen gelungenen Mix aus Einkaufen, Arbeiten, Wohnen, Kultur und Gastronomie und damit mehr Aufenthaltsqualität in unserer Innenstadt.

Kurzfristige Maßnahmen zur Aufwertung der Innenstadt

… für die Bereiche Einzelhandel und Gastronomie
  • Mehr Sonntagsöffnungen ermöglichen.

Innenstadtgeschäfte zwischen Wall und Weser sollen die Möglichkeit erhalten, freiwillig an 40 Sonntagen im Jahr ab 13:00 Uhr öffnen zu dürfen. An Pfingsten, Ostern und Weihnachten sowie im Januar und Februar bleiben die Geschäfte an den Sonntagen geschlossen.

  • Wochenmarkt am Domshof ganztägig öffnen und Einführung eines Abendmarktes prüfen.

Verbraucher sehen beim Besuch eines Wochenmarktes nicht mehr nur den reinen Versorgungsfaktor. Eine attraktive Marktgestaltung sowie ein breites Ganztagesangebot erhöhen die Aufenthaltsqualität und zugleich die Attraktivität und bieten Potential für mehr Umsatz und mehr Arbeitsplätze auf dem Markt.

  • Appell an Banken, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, wie z.B. den EuropaPunkt in der Bremischen Bürgerschaft oder das Landgericht, ihre Erdgeschossbereiche für Einzelhandel, Gastronomie und/
    oder andere Frequenzbringer zur Verfügung zu stellen.

Eine Öffnung für andere Nutzungen trägt maßgeblich zur Belebung bei und bietet speziell im Straßenverlauf Am Dom, Domsheide und Ostertorstraße Potential, die Achse ins Viertel stärker zu entwickeln.

  • Errichtung von denkmalgerechten Verkaufspavillons mit gastronomischem Angebot in den Wallanlagen.

Ziel ist die Schaffung attraktiver Anlaufpunkte. Gestalterisch kann an die Verkaufsbuden im Stil der Gründerzeit angeknüpft werden.

  • Belebung des Kontor-Hauses durch ein breiteres gastronomisches Angebot, wie bspw. durch einen Indoor-Food-Markt.
  • Einrichtung eines dauerhaften Einkaufsservices, der – privatwirtschaftlich organisiert – die Lieferung von Einkäufen und deren Aufbewahrung an zentrale Orte, wie bspw. Parkhäuser, übernimmt.
  • Etablierung eines zentralen Umwelt- und Ordnungsdienstes, der die Aufgaben erhält, Werbeaufsteller im öffentlichen Raum sowie Verschmutzungen zu ahnden.
  • Einführung einer flächendeckenden Versorgung mit WLAN in Abstimmung mit Gewerbetreibenden und Gastronomen.
  • Mehr Werbung in eigener Sache in Abstimmung mit Einzelhändlern, Gastronomen und Tourismuszentrale.

Bremen hat viel zu bieten, muss aber durch Aktionen noch auffälliger werden. Es ist zu prüfen, wo und in welchem Umfang bspw. Werbeflächen im öffentlichen Raum zur Verfügung stehen und kostengünstig genutzt werden können.

… für den Bereich Verkehr
  • Bessere Erreichbarkeit der Innenstadt für Taxis durch Öffnung aller Busspuren für Taxis.
  • Einführung eines attraktiven Taxi-Kurzstreckentarifs in der Innenstadt.
  • Sperrung der Knochenhauerstraße zwischen Carl-Ronning-Straße und Kleine Hundestraße für den Durchgangsverkehr mit PKW und Einrichtung einer Fußgängerzone zur Schaffung einer besseren Vernetzung.
  • Durchführung einer Machbarkeitsstudie für den Neubau von Parkraum unter dem Wall als Ersatz für Parkhäuser in der Innenstadt wie dem Parkhaus Mitte, Katharinenstraße und nach Möglichkeit Violenstraße.

Alternativ dazu: Überprüfung der Machbarkeit einer unterirdischen Anbindung des Parkhauses Mitte zur Verkehrsberuhigung der Knochenhauerstraße.

  • Einführung einer Brötchentaste an allen Parkuhren, die ein kostenloses 15-minütiges Parken erlaubt.
  • Möglichkeiten der Bezahlung des Parktickets per Smartphone schaffen. Ziel sollte es sein, mittelfristig Parkuhren abzuschaffen und eine flexible Parkraumbewirtschaftung einzurichten.
  • Schaffung einer echten Querungsmöglichkeit in der Sögestraße von Juwelier Wempe in Richtung Subway.
  • Aufwertung der Sandstraße sowie der Buchtstraße für Fußgänger und Entwicklung einer Achse ins Viertel durch ein überzeugendes Passanten-Leitsystem.
  • Umbenennung der Hutfilterstraße in Obernstraße und Verlängerung des so bezeichneten Straßenraums bis zum Brill.

Mittelfristige Maßnahmen

… für die Bereiche Einzelhandel und Gastronomie
  • Ausbau der Nutzung des Bereichs Lloydhofs für die Digital- und Kreativszene sowie bspw. für weitere Concept- und Outlet-Stores.

Vorbildhafte Orte sind u.a. das Einkaufscenter Bikini Berlin oder für die Startup- und Coworking-Szene das betahaus in Hamburg.

  • Umbau und Nutzung der Erdgeschosse der BREPARK-Parkhäuser für Gastronomie, Einzelhandel und andere Frequenzbringer.

Was erfolgreich in der Langenstraße und Jahre vorher in der Katharinenstraße umgesetzt wurde, soll wiederholt werden. So kann Raum für mittelgroße Einzelhandelsbetriebe geschaffen werden.

  • Ideensammlung und Entwicklung einer sinnvollen Nutzungsmöglichkeit für den ehemaligen Überwachungsturm der BSAG an der Domsheide, der keinerlei Funktion mehr erfüllt.
… für den Bereich Veranstaltungen
  • Prüfung, ob die Bunkeranlage unter dem Domshof als Event-Location in Frage kommt und der Öffentlichkeit für Veranstaltungen zugänglich gemacht werden kann.
… für den Bereich Verkehr
  • Herrichtung der durch den Brand zerstörten „Harms“-Passage als Verlängerung der Museumstraße unter Ausübung des Wegerechts sowie weitere Maßnahmen zur Verbindung von Katharinen-Passage und Wall.
  • Durchführung einer betriebs- und volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzenberechnung für eine Verlegung der Straßenbahn aus der Obern- in die Martinistraße.
  • Schaffung einer besseren Querungsmöglichkeit des Brills für Fußgänger. Nur wenn dieser Teil der Innenstadt attraktiv angebunden ist, wird es gelingen, ihn zu beleben. Dies setzt allerdings voraus, dass die anderen Teile entsprechend erfolgreich belebt wurden.
  • Prüfung der Möglichkeit einer Untertunnelung des Brills für den Auto- und LKW-Durchgangsverkehr zur bestmöglichen Anbindung für Fußgänger und Radfahrer.
  • Verbesserung der Querung des Brills in Höhe der Schlachte bspw. mittels eines Zebrastreifens, um ein Zusammenwachsen der beiden Schlachte-Abschnitte zu ermöglichen.
  • Bedarfsgerechte Schaffung von E-Tankstellen in Innenstadtparkhäusern.
  • Zurverfügungstellung von ausreichenden Fahrradparkmöglichkeiten in Innenstadtparkhäusern und Zurückdrängen des unkoordinierten Abstellens von Fahrrädern auf Wegen und Plätzen wie bspw. am Eingang zur Sögestraße von der Obernstraße aus.
  • Die Parkhäuser Mitte und Katharinenstraße sind durch neue, innenstadtnahe und rein privatfinanzierte Parkmöglichkeiten zu ersetzen.

Finden sich keine privaten Investoren zur Realisation, unterbleibt der Ersatzneubau.

  • Schaffung von attraktiven Parkstandorten und abgesenkten Parkgebühren in öffentlichen Parkhäusern und auf öffentlich bewirtschafteten Parkplätzen für Elektrofahrzeuge und Carsharing-Autos.

Langfristige Maßnahmen 

… für die Bereiche Einzelhandel und Gastronomie
  • Bebauung des ehemaligen Theaterbergs mit attraktivem Gebäude nach vorherigem städtebaulichem Wettbewerb.

Ziel ist die Schaffung eines kulturellen und gastronomischen Angebotes verbunden mit einer Mischung aus Einzelhandel, Wohnen und Arbeiten.

Sollte ein privat finanzierter Bau von Parkplätzen unter dem Wall nicht wirtschaftlich realisierbar sein, könnte hier ein Teil der Ersatzparkplätze entstehen, um Kapazitäten der öffentlichen Parkhäuser zu ersetzen.

  • Ansiedlung von attraktiven Konzept-Stores, wie IKEA-City im Stephaniviertel, um dieses zu beleben.
  • Gemeinsam mit dem Eigentümer Abriss bzw. Umgestaltung des Kaufhof-Gebäudes prüfen, um das Areal – mit oder ohne angrenzendem Lloydhof – für den Einzelhandel attraktiver zu entwickeln und neue Gestaltungsoptionen zu eröffnen.
… für den Bereich Verkehr
  • Privat finanzierter Bau von Parkplätzen unter dem Wall, um Parkhäuser in der Innenstadt attraktiv zu ersetzen.

Voraussetzung ist allerdings, dass dies mit nur kurzfristigen Vollsperrungen und Verkehrsbehinderungen einhergeht und rein privat finanziert wird.

  • Prüfung, inwiefern die Balgebrückstraße in ihrer Bindegliedfunktion zwischen Böttcherstraße und Schnoor verbessert und als Erlebnis- und Verweilraum umgestaltet werden kann.

In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, wie die Radwegeführung sowie die Bus- und Bahnsteiganlagen im Bereich der Haltestelle Domsheide entzerrt und optimiert werden können

Für die Verkehrsanbindung der Innenstadt gilt:
  • Die Innenstadt muss für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer gut erreichbar sein.
  • Für Fahrräder, Motorräder und Autos, also die Fahrzeuge des Individualverkehrs, muss es ausreichend Abstellmöglichkeiten geben.
  • Die Innenstadt muss für alle Verkehre durchgängig bleiben, sowohl in Ost-West- als auch in Nord-Süd-Richtung.
  • Die Hochstraße am Breitenweg muss erhalten bleiben.
  • Der Zweirichtungsverkehr am Wall ist zu erhalten.

Eine Einbahnstraßenregelung hat sich nicht bewährt. Sollte während des Wiederaufbaus der abgebrannten Gebäude die zeitweise Einrichtung einer Einbahnstraße unumgänglich sein, sollte diese mit Fahrtrichtung vom Herdentor zum Altenwall eingerichtet werden.

Fazit

Mit ihren Funktionen für Wohnen, Arbeiten, Einzelhandel und Tourismus ist unsere Innenstadt ein attraktiver Ort. Damit sich dieser entfalten kann, müssen Investoren Freiräume erhalten.Die Stadt ist gefordert, durch eine attraktive Erschließung mehr Möglichkeiten zur Entfaltung der Menschen in der Innenstadt zu schaffen.