Für eine gesunde Zukunft: Gesundheitsförderung und Prävention vom frühen Kindesalter an stärken und ausbauen
Antrag der Fraktion der FDP Bremen.
„Gesund beginnt im Mund – von Anfang an!“, so lautete das Motto des Tages der Zahngesundheit 2024. Während Bundesländer wie Sachsen-Anhalt zum Aktionstag am 25. September konstatieren konnten, dass sich die Zahngesundheit der untersuchten Kinder langsam, aber stetig verbessert habe, ist die Bilanz im Land Bremen ernüchternd: Laut Bericht der schulzahnärztlichen Dienste ist die Zahl der Erstklässler mit behandlungsbedürftigem Gebiss in der Stadtgemeinde Bremen von 31,5 % im Schuljahr 2013/2024 auf 40,5 % im Schuljahr 2023/2024 angestiegen. In Bremerhaven wurden zum Schuljahr 2023/204 ebenfalls bei 40 % der Erst- und Viertklässler behandlungsbedürftige Zähne festgestellt. Nur rund 38 % hatten ein naturgesundes Gebiss. Besonders besorgniserregend sind in diesem Zusammenhang die sinkenden Teilnahmequoten sowie die Tatsache, dass sich in beiden Städten in den Vollerhebungen der letzten 10 Jahre ein sozialer Gradient auf Ortsteilebene zeigt. Danach ist in Ortsteilen mit niedrigem Sozialindex der Anteil an Kindern mit behandlungsbedürftigem Gebiss höher als in Ortsteilen mit hohem Sozialindex.
Und dabei kann jedes Kind mit der richtigen Zahnpflege gesunde Zähne haben. Wichtig ist es, schon Milchzähne richtig zu schützen und Putzrituale mit den Kindern zu entwickeln. Gesunde Zähne sind für die allgemeine Gesundheit und die gesamte Entwicklung, auch der Sprachentwicklung, von zentraler Bedeutung. Je früher Kinder lernen, ihre Zähne richtig zu pflegen, desto kleiner wird das Risiko von Zahnproblemen, die oftmals langfristige Auswirkungen auf die Zahngesundheit im Erwachsenenalter haben. Darüber hinaus erlernen Kinder so frühzeitig Gewohnheiten der Selbstpflege und einen gesunden Lebensstil.
Wie Gesundheitsförderung und Prävention im schulischen Umfeld verankert werden können, zeigen die qualifizierten Gesundheitsfachkräfte, die seit dem Schuljahr 2018/2019 – zunächst im Rahmen eines Modellprojekts, seit 2021 als Regelangebot verstetigt – an Grundschulen im Land Bremen tätig sind. Doch nicht nur Schulen, sondern auch Kitas spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Vermittlung von Kompetenzen für eine gesunde Lebensführung geht. Damit sind sie der ideale Ort, um Kindern von Anfang an die bestmögliche Chance auf ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Viele Einrichtungen leisten im Bereich der Gesundheitsförderung bereits wertvolle Arbeit und stärken mit gesundheitsförderlichen Aktivitäten nicht nur das gesunde Verhalten der betreuten Kinder, sondern auch das Gesundheitswissen der Familien.
Der Mangel an Erziehern im Land Bremen und die geplante Senkung von Qualitätsanforderungen für Kita-Beschäftigte gefährden allerdings aktuell die Zukunft der frühkindlichen Bildung insgesamt.
Der Handlungsdruck war auch Gegenstand des vom Bremer SOCIUM veranstalteten Workshops „Gesundheitsfachkräfte an Schulen“ am 26. November 2024, in dem die Referenten auf die alarmierenden Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen hinwiesen und konstatierten, dass Gesundheitskompetenz und das Wissen um Gesunderhaltung insgesamt abnehme.
Eine Ausweitung des Einsatzes von Gesundheitsfachkräften auf Kitas bietet vor diesem Hintergrund die Chance, Gesundheitskompetenz frühzeitig, niedrigschwellig und zugleich gezielt am Bedarf der jeweiligen Einrichtung orientiert zu fördern, ohne das vorhandene Personal mit zusätzlichen Anforderungen zu überlasten oder Standards zu senken. Zugleich wird damit die Präventionskette weiter ausgebaut und der Empfehlung des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz Rechnung getragen, das Erziehungs- und Bildungssystem in die Lage zu versetzen, die Förderung von Gesundheitskompetenz so früh wie möglich im Lebenslauf zu beginnen und nachhaltig zu verankern.
Beschlussempfehlung:
Die Bürgerschaft (Landtag) möge beschließen:
Die Bürgerschaft (Landtag) fordert den Senat auf,
- sich im Rahmen des Präventionsgesetzes für ein Modellprojekt Gesundheitsfachkräfte in Kitas analog zum Projekt der Gesundheitsfachkräfte an Schulen einzusetzen.
- dafür zu sorgen, dass schulzahnärztliche Untersuchungen in der Stadtgemeinde Bremen regelhaft nicht nur in der Klassenstufe 1, sondern – analog zu Bremerhaven – auch in der 4. Klassenstufe stattfinden.
- die zahnärztlichen Dienste im Land Bremen so auszustatten, dass sowohl an Schulen als auch in Kindertageseinrichtungen repräsentative Stichproben durchgeführt werden können.
- sicherzustellen, dass sich zahnärztliche Untersuchungen nicht nur auf Stadtteile fokussieren, in denen ein besonderer Interventionsbedarf vermutet wird.
- auf eine schnelle Ausweitung der zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen in Krippen und Kindertageseinrichtungen hinzuwirken.
- die Einführung einer verpflichtenden zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung von Krippen- und Kindergartenkindern in den beiden Stadtgemeinden zu prüfen.
- der staatlichen Deputation für Gesundheit sowie der staatlichen Deputation für Kinder und Bildung sechs Monate nach Beschlussfassfassung zu berichten.