Erkranktes Kita-Personal – Personalplanung auf Kante genäht?

Große Anfrage der Fraktion der FDP Bremen.

Ein struktureller Fachkräftemangel und steigende Kinderzahlen stellen die Erzieherinnen und Erzieher in Bremen vor erhebliche Herausforderungen. Die Corona-Pandemie hat die bestehenden Probleme weiter verschärft, wie die am 20. August 2024 veröffentlichte Studie „Krankenstand in Berufen der Kinderbetreuung und -erziehung“ der Bertelsmann-Stiftung zeigt.

Die Studie offenbart, dass Beschäftigte in der Kinderbetreuung und -erziehung überdurchschnittlich häufig krankgeschrieben sind, insbesondere aufgrund psychischer Erkrankungen. Im Jahr 2023 waren Kita-Beschäftigte in Bremen durchschnittlich mehr als 33 Tage krankgeschrieben, während der bundesweite Durchschnitt bei etwa 30 Tagen lag.

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat:

Erfassung und Entwicklung der Krankheitstage

  1. Wie haben sich die Krankheitstage der Beschäftigten in der Kinderbetreuung und -erziehung der Stadt Bremen in den vergangenen sechs Jahren entwickelt? (Bitte geben Sie die Daten für jedes Jahr, jede Kita, differenziert nach Trägern (freie, private, öffentliche) und den jeweiligen Stadtteilen an.)
  2. Anhand welcher Grundlage und in welcher Form werden die Krankheitstage der Beschäftigten in der Kinderbetreuung und -erziehung erfasst, insbesondere auch solche, die ohne Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorliegen? Falls diese nicht erfasst werden, wie plant der Senat zukünftig, diese Daten zu berücksichtigen?
  3. Wie unterscheiden sich die Krankheits- und Fehlzeiten der Kita-Beschäftigten in Bremen im Vergleich zu diesen in anderen Bundesländern?

Psychische Gesundheit und Erkrankungsarten

  1. Welche Kenntnis hat der Senat über die Art der Erkrankungen in den Bremer Kitas? Falls keine detaillierte Kenntnis vorliegt, wie plant der Senat, diese zukünftig zu erlangen? (Bitte geben Sie an, aus welchen Erkrankungen sich die Krankschreibungen prozentual zusammensetzen (jährlich für die letzten sechs Jahre))
  2. Welche Ursachen sieht der Senat für die hohen Krankenstände und psychischen Erkrankungen in den Bremer Kitas?
  3. Welche konkreten Maßnahmen hat der Senat ergriffen und welche Maßnahmen plant der Senat zu ergreifen, um die Zahl der psychischen Erkrankungen in den Bremer Kitas zu senken?
  4. Inwiefern sieht der Senat die Notwendigkeit, die Vergütung und soziale Anerkennung von Erzieherinnen und Erziehern zu verbessern, um dem Fachkräftemangel und den hohen Krankheitsständen entgegenzuwirken?

Personalplanung und Vertretungskosten

  1. Wie hoch war der Personalbedarf und welche Kosten sind für die Vertretung krankgeschriebener Beschäftigter in den Kitas der Stadt Bremen in den vergangenen sechs Jahren entstanden? (Bitte geben Sie die Daten jährlich in Vollzeitäquivalenten und in Euro an)
  2. Wie hoch ist der derzeitige Personalschlüssel in den Bremer Kitas und inwiefern korreliert dieser mit den Krankheitstagen? (Bitte für jede Kita einzeln angeben.)
  3. Wie plant der Senat, die Vertretung von erkranktem Personal zukünftig sicherzustellen, um die Belastung der verbleibenden Kita-Mitarbeitenden zu verringern?
  4. Inwiefern plant der Senat, die Personalplanung in den Bremer Kitas an die aktuelle Zahl der Krankheitstage anzupassen? (Bitte auch auf eventuelle Anpassungen in Tarifverträgen eingehen.)

Maßnahmen und zukünftige Planungen

  1. Welche präventiven Maßnahmen und speziellen Gesundheitsprogramme plant der Senat, um den Krankenstand des Kita-Personals in Bremen langfristig zu reduzieren?
  2. Welche langfristige Strategie verfolgt der Senat, um die Herausforderungen des Fachkräftemangels und die gesundheitliche Belastung in den Kitas zu bewältigen?
  3. Inwiefern plant der Senat, die Digitalisierung in der Verwaltung und Organisation der Kitas zu fördern, um die Arbeitsbelastung der Erzieherinnen und Erzieher zu reduzieren?
  4. Inwiefern plant der Senat, Dokumentationspflichten der Kita-Mitarbeitenden, die nicht der pädagogischen Arbeit oder der Verhütung von Kindeswohlgefährdung dienen, auf Sinnhaftigkeit und Effizienz zu überprüfen, um Bürokratie in den Kitas abzubauen und die Fachkräfte zu entlasten?
  5. Inwiefern plant der Senat, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Verwaltungsaufgaben und hauswirtschaftliche Tätigkeiten übernehmen, in den Kitas einzustellen, um Erzieherinnen und Erzieher sowie Kitaleitungen zu entlasten?
  6. Inwiefern plant der Senat, (jährlich) eine Mitarbeiterbefragung zu veranlassen, in der ermittelt wird, aus welchen Gründen der Erzieherberuf für viele Menschen offenbar nicht mehr leistbar ist oder gar nicht erst ergriffen wird, um diese anschließend zu evaluieren und sinnvolle Maßnahmen aus dieser abzuleiten, die dazu führen können, dass die Fehlstände behoben werden, indem u.a. die Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher verbessert und zeitgemäßer gestaltet werden?