Wie kann Bremen Sporttalente im Land fördern und binden?

Große Anfrage der Fraktion der FDP.

In Bremen lebt eine Vielfalt an jungen Menschen und alle haben unterschiedliche individuelle Begabungen, Leidenschaften, Motivationen und Talente. Diese Vielfalt ist eine große Stärke und ein großer Reichtum. Manche haben ein Talent für Sprachen oder Naturwissenschaften, für Kunst oder Handwerk und andere ein ausgeprägtes Talent für eine bestimmte Sportart. Es gibt Spezialisten und auch Multitalente, die auf verschiedenen Feldern starke Leistungsfähigkeit und -willen zeigen. Um zur Entfaltung zu bringen, was in Bremen heranwächst, müssen wir die Vielfalt fördern, unabhängig vom wirtschaftlichen, sozialen oder familiären Hintergrund.

Aufgabe einer Gesellschaft, die sich mit dem Markenzeichen der Sozialen Marktwirtschaft schmückt, ist es, bei jungen Menschen vorhandene Talente zu entdecken und zu fördern. Jeder junge Mensch soll in unserem Land die Möglichkeit haben, durch eigene Leistung in der Gesellschaft einen soliden Stand zu erreichen. Das Elternhaus darf beim Ringen um einen gesellschaftlichen Aufstieg keine Fallgrube sein. Entscheidend ist nicht, woher jemand kommt, sondern was er leisten kann und will. 

Leider bleibt für viele hochtalentierte, motivierte und leistungsfähige Sportler diese Beschreibung Theorie, insbesondere dann, wenn sie keine Sportart betreiben, in denen Gehälter oder Prämien in fünf- oder sechsstelligen Eurobeträgen in Aussicht stehen. 

Ein wichtiger Baustein zur Talentförderung sind die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zertifizierten „Elitenschulen des Sports“. Diese Eliteschulen des Sports sind Bildungseinrichtungen, die sich der Förderung des Leistungssports durch den Verbund von Schule und Wohnen verschrieben haben. In Deutschland gibt es derzeit 43 von ihnen. In Bremen soll die Oberschule an der Ronzelenstraße eine solche Eliteschule des Sports werden. Die schulseitigen Anforderungen,  d. h. die strukturelle Kopplung von schulischer Allgemeinbildung und leistungssportlicher Spezialbildung sind gegeben. Die Schule selbst hat mir ihrer Schulentwicklungsplanung alles dafür getan, den Anforderungen für eine Eliteschule des Sports gerecht zu werden. Für den Verbund aus Schule und Wohnen aber, der Grundvoraussetzung für den Status ist, fehlt nach wie vor eine Lösung für den Bereich Wohnen. Lange Zeit ging man davon aus, den Schülerinnen und Schülern eine Internatlösung über die Partnerschaft mit dem „Haus der Athleten“, einem visionären Projekt der Sportstiftung Bremen, anbieten zu können. Von dieser Lösung hat der Senat inzwischen Abstand genommen. Vielmehr ist nun eine Campuslösung auf dem Gelände der Oberschule Ronzelenstraße selbst geplant.

Die Sportstiftung Bremen allerdings hält an ihren Plänen an einem „Haus der Athleten“ fest, weil es ihr Anliegen ist, ein breites Angebot – inklusive günstigem Wohnraum – für aus Bremen stammende Talente zu schaffen. Damit entstünde ein Angebot, unabhängig von Lebens- und Bildungswegen, Elternhäusern, Sportarten, Schulzugehörigkeit und finanziellem Background ist.

Wir fragen den Senat:

  1. Inwieweit hat für den Senat das Versprechen Gültigkeit, einen sozialen und gesellschaftlichen Aufstieg durch eigene Leistung zu erreichen? 
  2. Inwiefern erkennt der Senat an, dass Leistungssport in vielfältiger Weise die Biographie eines jungen Menschen entscheidend verändern und einen sozialen und gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichen kann?
  3. Welche Sportarten werden von der geplanten „Eliteschulde des Sports“ an der Ronzelenstraße erfasst und ist eine Ausweitung der Sportarten geplant, wenn ja, für welche und wann?
  4. An welche Altersgruppen wird sich die geplante „Eliteschule des Sports“ an der Ronzelenstraße richten?
  5. Welche Bildungsabschlüsse werden für die Kaderschülerinnen und Kaderschüler an der „Eliteschule des Sports“ an der Ronzelenstraße regelhaft angestrebt?
  6. Wie viele Kaderschülerinnen und Kaderschüler aus Bremen und wie viele aus anderen Bundesländern sollen zukünftig an der „Eliteschule des Sports“ an der Ronzelenstraße gefördert und ausgebildet werden?
  7. Inwieweit wird es in dem Internat der geplanten „Eliteschule des Sports“ an der Ronzelenstraße auch Wohnmöglichkeiten für Kaderschülerinnen und Kaderschüler aus Bremen geben und wie viele Plätze sind insgesamt geplant?
  8. In welchem Schuljahr soll das Internat in Betrieb genommen werden und mit welcher Kostenbeteilung ist für die Familien zu rechnen, deren Kinder hier untergebracht werden?
  9. Inwiefern sind 
    1. an der geplanten „Eliteschule des Sports“ selbst Plätze für Paraathletinnen und -athleten vorgesehen; und
    2. im angeschlossenen Internat Plätze für Paraathletinnen und -athleten vorgesehen?
  10. Welche Möglichkeiten sieht der Senat ganz allgemein zur Förderung von talentierten Nachwuchsathletinnen und Nachwuchsathleten auf Leistungsniveau derzeit vor? 
  11. Wie hoch sind die finanziellen Aufwendungen des Landes und der jeweiligen Stadtgemeinden jeweils zur Förderung von Nachwuchsathletinnen und -athleten auf Leistungsniveau? Wie teilen sich diese Mittel auf einzelne Maßnahmen auf?
  12. Wie viele Nachwuchsathletinnen und -athleten auf Leistungsniveau gibt es derzeit insgesamt in Bremen? (Bitte aufschlüsseln nach Geschlecht [m, w, d]; Stadtgemeinde Bremen und Bremerhaven und Alter)
  13. Wie viele der in der Antwort auf Frage 11 benannten Nachwuchsathletinnen und -athleten sind Paraathleten?
  14. Wie viele der in der Antwort Frage 11 benannten Nachwuchsathletinnen und -athleten besuchen eine Oberschule, ein Gymnasium, befinden sich in einer beruflichen Ausbildung, befinden sich in einem Studium oder sind derzeit beschäftigungslos?
  15. Wie viele der in Antwort auf Frage 11 benannten Nachwuchsathletinnen und -athleten werden derzeit finanziell durch das Land oder eine der Stadtgemeinden gefördert?
  16. Wie viele der in der Antwort auf Frage 11 benannten Nachwuchsathletinnen und -athleten stammen nach Kenntnis des Senats aus prekären wirtschaftlichen oder sozialen Verhältnissen? 
  17. Aus welchen Gründen ist von Seiten des Senats von der Internatslösung für die Kaderschülerinnen und Kaderschüler der geplanten „Eliteschule des Sports“ an der Ronzelenstraße im von der Sportstiftung Bremen geplanten „Haus der Athleten“ Abstand genommen worden?
  18. Inwiefern teilt der Senat die Auffassung, dass das Angebot an einer Eliteschule des Sports, wie sie an der Ronzelenstraße geplant ist, nur einem sehr geringen Anteil der hochtalentierten Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchsportlern offensteht?
  19. Inwieweit teilt der Senat die Auffassung, dass die Rahmenbedingungen in Bremen für eine individuelle Entwicklung zur Spitzensportlerin und zum Spitzensportler bislang für Sporttreibende (mit Ausnahme des männlichen Fußballsports) nicht ausreichend sind und daher Ursache für einen Wegzug aus Bremen waren, sind oder sein werden? 
  20. Inwiefern erkennt der Senat, vor dem Hintergrund der vorgenannten These, die Notwendigkeit einer Einrichtung, wie dem von der Sportstiftung Bremen geplanten „Haus der Athleten“, neben der geplanten „Eliteschule des Sports“ an der Ronzelenstraße an?
  21. Inwieweit erkennt der Senat insbesondere an, dass eine Wohnmöglichkeit gerade auch für Spitzennachwuchsportlerinnen und -sportler auch aus dem Land Bremen, die aus schwierigen wirtschaftlichen, sozialen und/oder familiären Verhältnissen stammen, eine Notwendigkeit ist, um diese Talente gezielt und erfolgversprechend zu fördern? 
  22. Welche Maßnahmen hat der Senat bislang ergriffen, um die Sportstiftung Bremen bei der Realisierung des „Hauses der Athleten“ zu unterstützen? 
  23. Welche Treffen haben zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Sportstiftung Bremen und dem Senat bislang stattgefunden? (Bitte nach Daten sortieren?)
  24. Inwieweit wurde von Seiten der Sportstiftung Bremen – abseits von der einstmals geplanten Unterbringung des Internats der geplanten „Eliteschule des Sports“ an der Ronzelenstraße – finanzielle Hilfe vom Senat für die Realisierung des „Hauses der Athleten“ erbeten?
  25. Inwieweit wäre der Senat bereit, finanzielle Mittel zur Unterstützung der Realisierung des „Hauses der Athleten“ bereit zu stellen?
  26. Welche Möglichkeiten sieht der Senat, die Realisierung des „Hauses der Athleten“ jenseits von finanziellen Mitteln, z.B. durch konkrete Zusagen in fachlicher Unterstützung aus der Sozial- und Bildungsbehörde, zu unterstützen?
  27. Inwieweit war und ist der Senat in die Planungen des SV Werder Bremen in ein neues Nachwuchsleistungszentrum für Fußballer eingebunden?
  28. Welche Kenntnisse hat der Senat über den Stand der Umsetzung des neuen Nachwuchsleistungszentrums des SV Werder Bremen?
  29. Inwiefern ist der SV Werder Bremen mit der Bitte um finanzielle Hilfe zur Umsetzung des neuen Nachwuchsleistungszentrums an den Senat herangetreten? 
  30. Inwieweit ist der Senat bereit, finanzielle Mittel zur Unterstützung des neuen Nachwuchsleistungszentrums des SV Werder Bremen bereitzustellen?
  31. Welche Möglichkeiten sieht der Senat, die Realisierung des neuen Nachwuchsleistungszentrums des SV Werder Bremen Abseits von finanziellen Mitteln zu unterstützen?