Ein Zuhause für Bremens Sporttalente: Haus der Athleten 2.0
Antrag der Fraktion der FDP Bremen.
Im Sport erfahren junge Menschen wie in kaum einem anderen gesellschaftlichen Bereich soziale Integration, Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe. In Mannschaften und Trainingsgruppen entstehen Freundschaften über soziale, kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg. Sport vermittelt nicht nur Struktur und Zugehörigkeit, sondern lehrt auch Fairness und Disziplin. Das kontinuierliche Training und Wettkampferfahrungen – mit Erfolgserlebnissen und Niederlagen – helfen bei der Persönlichkeitsentwicklung und Selbstwirksamkeit. Insbesondere im Leistungssport erleben die Sportlerinnen und Sportler, dass sich Anstrengung lohnt und ihre individuelle Leistung gewürdigt wird. Bremens sportliches Potential wird beispielhaft bei der Wahl der Sportler des Jahres deutlich, wo alljährlich bemerkenswerte Leistungen in diversen Sportarten ausgezeichnet werden.
In den vergangenen Jahren wurden zur Weiterentwicklung der leistungssportlichen Strukturen in Bremen bereits Impulse gesetzt. Dazu gehört bspw. die Eckwertaufstockung für den Leistungssport, die allerdings im Vergleich zu anderen Bundesländern nach wie vor gering ausfällt. Auch der Konsens und nach wie vor bestehende Wille zur Weiterentwicklung der Oberschule an der Ronzelenstraße als Eliteschule des Sports ist ein klares Bekenntnis: Der Leistungssport gehört zu Bremen und besondere Talente sind besonders zu fördern.
Trotz positiver Entwicklungen bestehen weiterhin erhebliche strukturelle Herausforderungen – auch, weil in der Vergangenheit der politische Wille gefehlt hat, Bremer und Bremerhavener Nachwuchsathleten eine optimal verzahnte Infrastruktur für den Leistungssport zur Verfügung zu stellen. So war es über viele Jahre erklärtes sportpolitisches Ziel, ein Haus der Athleten zu realisieren. Als Internat konzipiert, sollte das von der Sportstiftung Bremen initiierte Projekt gezielt auch Ausnahmesportler aus Bremen und Bremerhaven auf ihrem Weg in den Leistungssport begleiten. Doch Ende 2020 wurden die Pläne kurz vor Vertragsunterzeichnung aufgegeben, weil in Fragen der Finanzierung und Trägerschaft keine Einigung mit dem Senat erzielt werden konnte.
Da eine Eliteschule des Sports die Unterbringung externer Schülerinnen und Schüler ermöglichen muss, wurden in 2023 Internatsplätze für die sportbetonte Oberschule realisiert. Damit besteht zwar der angestrebte und für eine Zertifizierung notwendige Dreiklang von schulischer Ausbildung, sportlicher Förderung und betreutem Wohnen, doch sollte bei der Etablierung eines Bremer Internats nicht allein auf die formalen Voraussetzungen für eine Anerkennung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) geschaut werden – oder auf die Steigerung der Attraktivität Bremens ausschließlich mit Blick auf Nachwuchssportler aus dem Umland und anderen Bundesländern. Zumindest nicht, solange Bremer und Bremerhavener Nachwuchssportler ihre sportlichen Talente wegen fehlender Rahmenbedingungen nicht entfalten können.
Das ursprüngliche Haus der Athleten Konzept wirkt vermutlich deshalb in vielen Köpfen als Leitbild weiter: Wegen des Anliegens, ein Angebot für hiesige Sporttalente zu schaffen, das unabhängig von Lebens- und Bildungswegen ist und Wohnmöglichkeiten gerade Nachwuchsathleten zur Verfügung zu stellen, die aus schwierigen wirtschaftlich, sozialen und/oder familiären Verhältnissen stammen.
Diesen Aspekt des Konzeptes wieder aufzugreifen, ist mehr als eine sportpolitische Maßnahme. Es ist ein gezielter Beitrag zur sozialen Teilhabe und zur Zukunftsförderung junger Talente, die im Land Bremen aufwachsen. Der angekündigte Rückzug des Sportsenators und der Amtsantritt des neuen Bildungssenators bieten aktuell die Chance, das Projekt unbelastet von bisherigen Diskussionen auf eine tragfähige Grundlage zu stellen und gemeinsam mit dem designierten Vorstand der Sportstiftung den seinerzeit eingeschlagenen guten Weg des scheidenden Stiftungsvorstands fortzusetzen.
Beschlussempfehlung:
Die Bürgerschaft (Landtag) möge beschließen:
Die Bürgerschaft (Landtag) fordert den Senat auf,
- die Planungen für ein Haus der Athleten 2.0 aufzunehmen und unter Einbindung des Landessportbunds und der Sportstiftung Bremen, des Senators für Inneres und Sport, des Senators für Kinder und Bildung sowie betroffener Fachverbände ein Konzept zu entwickeln, um Spitzennachwuchssportlern aus Bremen und Bremerhaven mit schwierigen sozialen, familiären und/oder wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen optimal zu fördern und eine Internatsunterbringung zu ermöglichen.
- zu prüfen, wie die bestehende Infrastruktur und die vorhandenen Internatsplätze bedarfsgerecht ausgebaut und in ein umfassendes Konzept überführt werden können.
- ein tragfähiges Finanzierungs- und Trägermodell zu erarbeiten, das sowohl öffentliche als auch private Finanzierungsoptionen und Förderungen auslotet.
- der staatlichen Deputation für Sport sowie der staatlichen Deputation für Kinder und Bildung binnen sechs Monate nach Beschlussfassung zur Umsetzung zu berichten.